Hier klären wir über drei oft gehörte falsche Annahmen, wir nennen sie hier Mythen, zu Stadttauben auf. Diese Vorurteile begegnen uns in unserer Arbeit immer wieder und sorgen u.a. dafür, dass das Image der Stadttauben als „Ratten der Lüfte“ so beständig weitergetragen wird. Ein zweiter Blick lohnt sich!
Mythos: Tauben finden in der Stadt genügend Nahrung
Artgerechtes Futter sind z.B. Mais, Gerste, Weizen, Hafer, Hirse, Reis, Erbsen, Wicken, Bohnen, Sojabohnen, Erdnüsse, Hanf, Raps, Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Sesamsamen, Buchweizen, Kardi- und Darisaat. Außerdem benötigen Tauben Grit zur Unterstützung der Verdauung und können ab und an auch einmal ein paar Kräuter fressen. Brotstücke oder Brötchen sind keine artgerechte Nahrung. Die Tauben schaffen es zudem nicht, diese zu zerkleinern, weil sie Körnerfresser sind.
Aufgrund des Gefieders lässt sich der Ernährungszustand einer Stadttaube zudem schlecht beurteilen. Sie wirken aufgrund oft wohlgenährter als sie sind.
Da Stadttauben im städtischen Umfeld keine artgerechte Nahrung finden, müssen sie sich von Abfällen, Unrat, Müll und Erbrochenem ernähren, was zu einer Fehl-/ und Mangelernährung führt. Die Tiere sind untergewichtig und leiden unter schweren Durchfällen, die wir als Hungerkot bezeichnen.
Parasiten, Viren, Pilze und Bakterien vermehren sich in einem geschwächten Körper überdurchschnittlich stark, sind auf den Menschen jedoch nachgewiesenermaßen nicht übertragbar. Äußeren Einflüssen wie schlechten Witterungsbedingungen und dem insgesamt harten Leben auf der Straße sind diese mangelernährten Tiere dann oft nicht mehr gewachsen.
Mythos – Taubenkot zerstört Gebäudesubstanz
Hartnäckig hält sich das Gerücht von zerstörter Gebäudesubstanz durch Taubenkot. Bereits 2004 hat die TU Darmstadt diesen Fakt widerlegt und kommt zu dem Schluss: „Bei mineralischen Baustoffen führt Stadttaubenkot nicht zu qualitativen Veränderungen“. Der entsprechende Bericht ist unter Downloads zu finden.
Durchfall
Entsteht durch Fehl-/ und Mangelernährung und ist schlecht zu entfernen. Er ist ein ästhetisches und hygienisches Problem, jedoch kein gesundheitliches Problem.
Fester Kot
Bekommt eine Taube ausreichend artgerechte Nahrung ist der Kot ist PH-neutral bis schwach sauer und leicht zu entfernen.
Mythos – Tauben übertragen Krankheiten
Diverse Quellen haben mittlerweile widerlegt, dass Stadttauben Krankheiten auf den Menschen übertragen.
Michaela Dämmrich, Landesbeauftragte für den Tierschutz in Niedersachsen, und Mirja Kneidl-Fenske, Tierärztin in Hamburg, haben aktuelle Aussagen aus dem Internet auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Für jede der Behauptungen wurden in einer Studie zur Gefährdungseinstufung von Stadttauben neue Erkenntnisse ausgewertet und ihr Wahrheitsgehalt überprüft.
Alle Behauptungen konnten als schlichtweg falsch oder übertrieben entlarvt werden!
Es wurde konkret auf unterschiedliche Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten eingegangen. Weitere Details dazu bei der Erna Graff Stiftung: https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben/krankheiten/
Auch das Robert-Koch-Institut stelle 2016 fest, dass keine nachgewiesenen Übertragungen von Ornithosen durch Stadt- oder Wildtauben in den vergangen 10 Jahren bekannt geworden sind. Zudem schreibt das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: „eine Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen ist zwar grundsätzlich möglich, […] dies gilt jedoch in gleichem Maß für andere in Städten lebende Vogelarten wie Enten, Schwäne, Sperlinge, Amseln und Meisen, aber auch für Säugetierarten wie Eichhörnchen […] .“ (Quelle: Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin 2001, S.2)
Übrigens: Auf unseren Pflegestellen werden seit vielen Jahren hunderte von Stadttauben behandelt und noch nie kam es zu einer Infektion bei den Päppler:innen. Auch wissen wir von keinen Ansteckungen durch Tauben bei anderen Stadttaubeninitiativen.